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Anschuss-Seminar

„Wer noch nie krankgeschossen hat, der hat noch nie gejagt“, so wussten schon unsere Vorväter zu sagen. Ein Satz, der ebenso tröstet wie in die Verantwortung nimmt. Man kennt die Situation: das Wild wird ansichtig, man zielt, ist „sauber drauf“ und schießt. Statt tot umzufallen, flüchtet das Stück. Am Anschuss nichts oder nur wenig zu finden. Was tun? Mit dieser Frage wurden alle zweiunddreißig Teilnehmer unseres dreistündigen Anschuss-Seminares von erfahrenen Schweißhundeführern immer wieder konfrontiert.  Der Hegering Odenthal hatte durch Vermittlung von Andreas Heuser von der anerkannten Schweißhundestation Odenthal die „Schweißhundeführer-Gruppe Eifel“ als Dozenten gewinnen können, Hegeringleiter Dieter Graefrath und sein Team haben die Organisation übernommen. 

Die Gäste aus der Eifel können insgesamt 10.000 Nachsuchen vorweisen, wobei Ingrid Lamour mit über 5.000 Nachsuchen die Liste anführt.

v.l.n.r. Ingrid Lamour, Richard Hansen, Patrick Winter

Veranstaltungsort war der „Gutshof Grimberg“ von unserem Mitglied Piet Drötboom in Odenthal-Grimberg, – an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für Eure Gastfreundschaft, Eva und Piet! 

Das Seminar war in drei Teile gegliedert. Zunächst stellten die drei Referenten unsere Hauptwildarten mit ihrem arttypischen Verhalten bei Krankschüssen vor.  Ihren Statistiken liegen die ausgewerteten Protokolle von rd. 1.000 Reh-Nachsuchen, ca. 1.800 Rotwild-Nachsuchen und rd. 2.800 Schwarzwild-Nachsuchen zugrunde. Ingrid Lamour, eine beeindruckende Persönlichkeit und gleichzeitig die Sprecherin der Gruppe, erläuterte die Besonderheiten bei Nachsuchen auf Rehwild. Ihr Mann, Richard Hansen, übernahm das Gleiche bei Rotwild und Patrick Winter beim Schwarzwild. Bei einem Waidwundschuss reagiert ein Reh zum Beispiel ganz anders als ein Stück Rotwild oder Schwarzwild. Aufgrund der statistischen Zahlen konnten solche Unterschiede herausgearbeitet werden. Wozu ist das wichtig zu wissen? Weil es entscheidend ist für die Frage: was tun? Viele Nachsuchen, die meisten Hetzen und noch mehr verlorene Stücke könnten vermieden werden, wenn je nach den Indizien die Wartezeit einer Suche angepasst oder richtig erkannt wird, was man selber mit dem Hund nachsuchen kann und wann es einen Profi braucht.  Frau Lamour berichtet aus ihrer Praxis: „die Jäger finden den Anschuss, entdecken Knochen, Schnitthaar, deuten die Pirschzeichen richtig, und dann machen sie die entscheidenden Fehler!“

Im zweiten Teil untersuchten die Teilnehmer in drei Kleingruppen verschiedene Pirschzeichen, die die Experten mitgebracht hatten. Das sinnliche Wahrnehmen von Riechen, Fühlen, auch Schmecken war hier besonders wichtig, um z.B. ein Stück Lungensubstanz von einem Fetzen Drüsengewebe zu unterscheiden.

Als drittes ging es hinaus in die grüne Wiese, wo drei verschiedene Anschüsse simuliert worden waren. Was findet sich an Pirschzeichen, was für Rückschlüsse auf die Treffpunktlage lassen sich ziehen und – was ist zu tun? In manchem Gesicht stand am Ende zu lesen: „Das hätte ich nicht gedacht!“ Der Schweißhundeführer-Gruppe Eifel war es auf jeden Fall gelungen, nicht nur über drei Stunden kurzweilig zu unterhalten und zu unterrichten, sondern zu sensibilisieren für die Wichtigkeit der richtigen Maßnahmen. Lamour: „Diese Selbstbeherrschung, bei allem Beutetrieb nicht gleich hinterherzurennen, sind wir unserem Wild einfach schuldig!“ Im Anschluss fuhr die ganze Korona zur Gaststätte Heuser zum gemeinsamen Schnitzel-Essen. Ein leckerer und lustiger Ausklang eines faszinierenden und hoffentlich unvergesslichen Events!

Text: Judith Hecker
Fotos: Dieter Graefrath

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